Wie gehe ich vor, wenn ich den Verdacht habe, dass ich/mein Kind/... ein zu kurzes Zungenband habe?
Jetzt wird es etwas heikel. Bei uns in Deutschland gehört das Zungenband weder zu Routineuntersuchungen, noch findet dieses Thema (viel) Beachtung in sämtlichen medizinischen Studiengängen oder
medizinischen/therapeutischen Ausbildungen. Fachpersonal gibt es also erst dann, wenn sich jemand bewusst für dieses Thema interessiert und fortbildet.
Hier ist es überwiegend so, dass nur die extremen Formen das zu kurzen Zungenbandes im Säuglingsalter erkannt werden, da das Baby weder gestillt werden, noch richtig an der Flasche saugen kann.
Dann wird das Zungenband getrennt(gut), aber es findet keine Nachsorge statt(schlecht). Warum ist die Nachsorge so wichtig? Die Wunde im Mund ist bei Säuglingen nicht vernäht, also möchte diese
Wunde heilen. Und das tut sie in der Regel auch sehr gut. Das Ergebnis: wieder ein zu kurzes Zungenband-wenn es "gut" läuft ist die Zunge nach der Wundheilung zumindest etwas beweglicher.
Dies ist nur ein Beispiel dafür wie wichtig es ist, dass auch nach der Trennung Fachpersonal zur Seite steht.
Bei Kindern und Erwachsenen wird die Wunde oftmals vernäht,. Das ist auch gut, da die Wunde dann durch die Naht gut verheilen kann, ohne dass das Zungenband wieder zusammenwächst. Dennoch ist
auch hier die anschließende Therapie enorm wichtig. Bei Kindern mit Aussprache- oder Schluckstörungen muss die Zunge bestimmte Bewegungsmuster erlernen. Diese lernt die Zunge nicht automatisch,
nur weil das Zungenband getrennt wurde. Bei einem erwachsenen Patienten, der beispielsweise Kiefergelenksschmerzen hat, sollte ein Körpertherapeut(Physio, Osteopath, Chiropraktiker,...) die
Nachsorge übernehmen können, da sämtliche Fehlstellungen, Verkürzungen etc. behoben werden müssen. Nur mal oberflächlich angerissen :)
Leider erlebe ich in der Praxis auch immer wieder Patienten, deren Zungenband getrennt wurde, der Schnitt aber z.B. viel zu oberflächlich ausfiel, sodass der Eingriff letztlich ohne nennenswerte
Verbesserung blieb. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man sich nicht bewusst mit der Thematik beschäftigt hat.(Wie gesagt, kein Studium und keine Ausbildung behandeln das Thema Zungenband
ausreichend.) Ganz zu schweigen von all den Personen, deren zu kurzes Zungenband entweder „runtergespielt“ wurde(Das verwächst sich, das legt sich schon wieder, das trennt man heutzutage nicht
mehr,...) oder die mit ihrem Anliegen nicht ausreichend ernst genommen wurden.
Wenn Sie also auf der Suche nach Fachärzten,-therapeuten,... sind dann fragen sie direkt nach ob sich in diesem Bereich gezielt fortgebildet wurde. Die Aussage, dass man das schon seit 15 Jahren
mache ist hierbei leider nicht ausreichend. Ich spreche auch schon viele Jahre Französisch, aber gut mache ich es deswegen noch lange nicht ;)
Um, zumindest in unserer Region, für ein besseres Bewusstsein und eine gute Fachkompetenz zu sorgen, war ich bereits sehr aktiv. Ich habe viele Praxen(Therapeuten und Ärzte) aufgesucht, um einen
Einblick in die Thematik zu geben. Bei fast allen bin ich auf offene Ohren und ein großes Interesse gestoßen. Daher freue ich mich um so mehr auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit.